Der Blog der Akademie für Familiencoaching

Lesedauer: 7 Minuten

Kinder motivieren – die 3 Wege zu einem gesunden Ehrgeiz

Kinder motivieren ist ein sehr wichtiges Thema in der Erziehung und gerade in der Pubertät auch eine ganz schön große Herausforderung. Natürlich wünschen sich alle Mütter und Väter, dass ihre Kinder in dem, was sie tun, auch Erfolg haben. Doch wie lässt sich eigentlich der eigene Antrieb und die Motivation beim Nachwuchs fördern? Neben einer ordentlichen Portion Ausdauer und Geduld braucht es nämlich auch die richtigen Motivationsstrategien.

Ich zeige dir in diesem Beitrag, wie du Kindern und Jugendlichen helfen kannst, mit Freude, Elan und Eigeninitiative an die Dinge heranzugehen und so den Grundstein für einen gesunden Ehrgeiz zu legen.

Motivation und Ehrgeiz in der Pubertät – die Basis für den eigenen Antrieb

Der Begriff Motivation leitet sich vom lateinischen Begriff „motus“ ab, der ins Deutsche mit „Antrieb“ oder „Bewegung“ übersetzt werden kann. Dieses Wort bezeichnet also die Beweggründe eines Menschen für eine bestimmte Handlung, also der Eigenantrieb, der aus unserem Inneren kommt. Geht man von dieser Definition aus, ist es gar nicht wirklich möglich, Kinder zu motivieren, denn man kann den Eigenantrieb schließlich nicht einfach so in eine andere Person „einpflanzen“. Doch Motivation ist möglich! Denn durch die richtigen Motivationsstrategien und Motivationsfaktoren lassen sich Menschen dabei unterstützen, einen eigenen Antrieb zu entwickeln.

Besonders Ehrgeiz ist dabei ein wichtiger Faktor: Einige Kinder sind von Natur aus ehrgeiziger und andere wiederum etwas weniger. Während die einen kaum Motivation beim Lernen, im Sport oder bei vielen anderen Dingen brauchen, muss bei anderen Kindern der Ehrgeiz erst noch geweckt werden. Mit den richtigen Tipps können auch sie dazu gebracht werden, mit Freude an bestimmte Dinge heranzugehen, mit Interesse neue Lerninhalte zu erarbeiten, mehr im Haushalt mitzuhelfen oder mehr Sport zu treiben.

Wenn Eltern, Lehrer oder Erzieher Kinder motivieren möchten, sollten aber nicht die eigenen Erwartungen und Leistungsmaßstäbe im Fokus stehen. Es geht nicht darum, das Kind zu irgendetwas zu überreden oder es gar zu zwingen. Das wird die eigene Motivation, also den Eigenantrieb, auf lange Sicht nur noch mehr ausbremsen.
Ich zeige dir hier auf, wie du richtig Anreize schaffen und somit für mehr Motivation bei Kindern und Jugendlichen sorgen kannst.

Jugendliche motivieren – warum ist das gerade in der Pubertät oftmals so schwer?

Wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche zu motivieren, sind einige Aspekte besonders wichtig.
Vor allem in der Pubertät haben die Teenager nämlich auf sehr viele Dinge überhaupt keine Lust – und dieses Problem ist Müttern, Vätern, Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrerinnen und Lehrern hinreichend bekannt. Die „Großbaustelle Gehirn“ spielt dabei eine besonders wichtige Rolle.

Die Amygdala – das Emotionszentrum im Kopf

Dieser fehlende Lustfaktor hängt zum einen mit den kognitiven Veränderungen zusammen, das bedeutet mit den entwicklungsbedingten Veränderungen im Kopf der Jugendlichen. In kaum einer anderen Lebensphase verändern sich die neuronalen Strukturen so deutlich wie in der Zeit der Pubertät. Am Ende dieses Entwicklungsprozesses steht ein leistungsfähigeres Gehirn mit effektiven neuronalen Netzwerken, doch während der Umbauphase herrscht im Kopf der Jugendlichen oft Chaos, vor allem in emotionaler Sicht!

Insbesondere die sogenannte Amygdala – auch Mandelkern genannt – ist in der Pubertät hyperaktiv. Diese wichtige Gehirnregion regelt die Gefühlsäußerungen und ist somit das Emotionszentrum unserer Jugendlichen. Dieser Bereich im Gehirn ist in der Pubertät hochsensibel: Das ist auch der Grund, weshalb Teenager innerhalb kürzester Zeit mehrfach die Stimmungslage wechseln können. Ihr Emotionszentrum fährt einfach Achterbahn!

Der präfrontale Cortex – der Frontallappen der Großhirnrinde

Der Frontallappen des Gehirns sitzt an der Stirnseite und ist vor allem für die Aufmerksamkeitsregulierung und die Impulskontrolle zuständig. Auch für das Konsequenz-Denken, die zielgerichtete Planung sowie für das logische Denken ist dieser Hirnbereich verantwortlich. Der Reifungsprozess dieses Gehirnbereichs erstreckt sich über viele Jahre und ist erst im frühen Erwachsenenalter vollständig abgeschlossen. Der präfrontale Cortex hält also bei Jugendlichen ungefähr bis zum 18 Lebensjahr Winterschlaf.

So haben experimentelle Forschungsstudien aufgezeigt, dass Teenager ihre Aufmerksamkeit recht schlecht regulieren können. Sie können auch eigene Impulse nicht wirklich gut unterdrücken und zudem haben sie Schwierigkeiten, die Konsequenzen des eigenen Verhaltens abzuschätzen.

Über Druck und Konsequenzen lässt sich keine effektive Motivation aufbauen!!

Nicht alle Gehirnbereiche reifen also gleich schnell und aus diesem Grund ist es auch äußerst schwierig, Kinder und Jugendliche über Druck zu motivieren. Druck erzeugt in der Amygdala – also im Emotionszentrum – nämlich keine Motivation, sondern vielmehr einen Gegendruck. Es entsteht also eine Anti-Haltung. Die richtige Vorgehensweise ist daher, sich genau diesen Gehirnbereich der Kinder und Jugendlichen zunutze zu machen und gezielt über die Gefühle zu motivieren!

Motivationsfaktor 1 – Kinder motivieren über Emotionen

Das ist der erste wichtige Weg, um Kinder richtig zu motivieren: Du musst es schaffen, ein gutes und erstrebenswertes Zielbild im Kopf der Jugendlichen zu schaffen. Anders ausgedrückt: Die Kinder und Teenager müssen in einen mentalen und emotionalen Zustand gebracht werden, der ihnen gefällt. Dein Kind muss das Gefühl, das sich nach dem Erreichen des Ziels, zu dem du es motivieren möchtest, einstellt, gut finden.

Wecke bei deinem Kind starke, positive und wünschenswerte Emotionen!

In den vergangenen Jahren habe ich in mehr als 300 Schulen Motivationsworkshops mit Jugendlichen abgehalten und im Rahmen dieser, sehr viele praktische Übungen durchgeführt. Dabei ist mir relativ schnell aufgefallen, welche Übungen gut funktionieren und welche weniger. Die Übungen, die nämlich bei den Kindern Emotionen wecken konnten, funktionieren wesentlich besser als die Übungen, auf die die Kinder kaum Lust hatten.

Bringe dein Kind also mit positiven und erstrebenswerten Emotionen auf den richtigen Weg. Auf diese Weise kannst du das Kind dabei unterstützen, die Basis für Ehrgeiz und Motivation zu legen.

Kinder motivieren

Motivationsfaktor 2 – deine Grundhaltung

Der zweite entscheidende Faktor, wenn es darum geht, Teenager zu motivieren, ist deine eigene Grundhaltung.

Mit welcher Grundhaltung gehst du in das Gespräch mit dem Jugendlichen?

Bist du selbst von Anfang an in einer demotivierten, gestressten oder deprimierten Grundhaltung, wird es dir nicht gelingen, Kinder zu motivieren. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob du Mutter oder Vater, Lehrer, Kindergärtner oder Coach bist. Immer dann, wenn du mit Kindern zusammen bist, ist deine eigene Grundhaltung das A und O!

Immer wenn ich Schulungen für Lehrerinnen und Lehrer mache, erkläre ich zunächst einmal, wie wichtig wir Eltern und Lehrer für unsere Kinder sind. Und nicht nur wir als Personen, sondern eben auch unsere Grundhaltung.

Wenn du Kinder motivieren willst und erreichen willst, dass Jugendliche etwas Bestimmtes tun, dann blicke auf deine eigene innere Haltung:

  • Bist du fordernd?
  • Bist du selbst in einem positiven oder eher in einem negativen Zustand?
  • Bist du selbst überfordert?
  • Möchtest du den Teenager motivieren, etwas stellvertretend für dich zu tun?

All diese Grundenergien in unserem eigenen Inneren spielen eine sehr große Rolle. Kinder – ganz egal ob in der Familie, in der Schulklasse, in der Kindergartengruppe oder im Hort – sie alle haben äußerst feine Antennen. Sie können aber noch nicht differenziert wahrnehmen, was mit unterschiedlichen Energien passiert. Sie können nicht erkennen, welcher Energieaustausch vorhanden ist. Es geht im Umgang mit Kindern also um weit mehr als nur um das gesprochene Wort!

Hast du die richtige Grundenergie, um Jugendliche zu motivieren?

Ich erlebe immer wieder Eltern und auch Lehrer, die Kinder motivieren möchten, aber selbst gar nicht wirklich Lust darauf haben. Und das merken Jugendliche in jedem Fall!

Wenn du also Teenager motivieren möchtest, überprüfe immer zuerst die eigene Grundhaltung!

Frage dich im Vorfeld, wie du selbst zu dem Thema stehst, zu dem du das Kind motivieren möchtest.

  • Was ist dein eigener Antrieb?
  • Warum möchtest du, dass das Kind etwas macht?
  • Welches Ziel möchtest du erreichen?
  • Möchtest du aus eigenen Gründen motivieren oder aus Gründen für dein Kind?

Wenn du deine eigene Grundhaltung kennst und immer wieder hinterfragst, gehst du selbst viel motivierter an die Sache heran. du bist zudem viel authentischer, als wenn du mit einer „Keine-Lust-Einstellung“ zum Jugendlichen sprichst.

Ein kleines Beispiel an dieser Stelle:
Wenn du als Lehrerin oder Lehrer schon am Tagesanfang denkst: „Oh nein, schon wieder diese blöde 7b, da habe ich echt keine Lust drauf! Schon wieder kommt Finn, der ist so vorlaut und anstrengend.“ Eine solche Einstellung spürt Finn und auf dieser Grundlage kann keine starke Motivation stattfinden.

Denke also immer an den Motivationsfaktor „Grundenergie und Grundhaltung“.

Motivationsfaktor 3 – trenne das Verhalten von der Person

Auch dieser dritte Motivationsfaktor ist von ganz besonders großer Bedeutung. Wir neigen oftmals dazu – und da geht es nicht nur um unsere Kinder – Menschen pauschal für ein bestimmtes Verhalten aufzuwerten oder abzuwerten. Doch was bedeutet das nun konkret? Ich möchte diesen Motivationsfaktor ein wenig beispielhaft verdeutlichen:

Ein Kind verschüttet unabsichtlich ein Glas Milch.

  • Die Reaktion auf dieses Verhalten kann nun Folgende sein: „Warum passt du nicht besser auf? Es ärgert mich jetzt so sehr, dass du das Glas jetzt verschüttet hast! Pass doch bitte besser auf. Du bist einfach immer so schusselig, du Chaot!“

Das Kind zeigt also ein unerwünschtes Verhalten und wird dafür als Individuum komplett niedergemacht.

Ebenso kann es sein, dass das Kind ein wünschenswertes Verhalten zeigt, sich beispielsweise traut, selbst zu schaukeln.

  • Hier neigen viele Eltern dazu, wie folgt zu reagieren: „Du bist so großartig, super, mein Schatz! Du bist unser Sonnenschein! Unser Held, ah schaut ihn euch an, was er schon alleine kann.“

Beurteile Kinder nicht aufgrund ihres Verhaltens

Jeder Mensch, ganz egal ob es um dich selbst, um dein Kind oder um deinen Partner geht – jeder Mensch ist von Grund auf ein gutes und einzigartiges Wesen. Jeder Mensch ist von Geburt an gut, so wie er ist, lediglich das Verhalten kann mal positiv und mal negativ sein. Ein bestimmtes Verhalten kann dich verletzen, aber nicht das Kind selbst. Dieser Aspekt ist also sehr wichtig: Das Verhalten kann verletzend wirken, aber nicht das Kind als Person!

Wenn das Verhalten nicht vom Kind als Individuum getrennt wird, lernen die Kinder, sich mit ihren guten und ihren schlechten Taten zu identifizieren. Genau das sorgt aber dafür, dass die Kinder im Erwachsenenalter sehr schlecht mit Rückschlägen fertig werden können. Sie sind nämlich nicht in der Lage, den Misserfolg auf das Verhalten zu münzen und sich nicht selbst als Mensch infrage zu stellen. Sobald es zu einer Niederlage kommt, können sie das Geschehene nicht von ihrer Person trennen und denken: „Ich bin schlecht! Ich bin fehlerhaft.“

Trenne bitte immer das Verhalten von der Person!

Das, was das Kind macht, kann gut oder schlecht sein. Signalisiere deinem Kind aber bitte trotzdem immer, dass es als Person gut ist – und zwar genau so, wie es ist.

Kinder motivieren – die wichtigsten Motivationsfaktoren auf einen Blick

  1. Kinder motivieren funktioniert, indem du für Emotionalität sorgst. Schaffe also gute, anziehende und positive Emotionen für die Jugendlichen. Die Handlung, zu der du motivieren möchtest – und vor allem die damit verbundenen Emotionen – müssen eine Sogwirkung auf die Teenager haben!
  2. Überprüfe deine Grundhaltung und deine eigene Grundenergie!
    Wie sieht dein eigener Antrieb aus? Was sind deine Ziele? Wie trittst du dem Kind oder Jugendlichen gegenüber?
  3. Trenne immer das Verhalten von der Person. Lobe oder kritisiere ein entsprechendes Verhalten, aber stelle nicht den Menschen als Individuum in Frage. Signalisiere dem Kind zu jeder Zeit, dass es erwünscht, geliebt und großartig ist – genauso wie es ist. Das Verhalten des Kindes oder des Jugendlichen kann förderlich oder hinderlich sein, der Mensch ist und bleibt jedoch von Grund auf gut.