Der Blog der Akademie für Familiencoaching

Lesedauer: 5 Minuten

Familiencoaching: Sollen wir mit den Kindern über verlorene Geschwister reden?

Die „Systemische Familienordnung“ und Himmelkinder®

Ein Beitrag von Kira Liebmann.

Eine Familie ist wie ein Puzzle, bei dem jedes einzelne Teil wichtig ist, um das vollständige Bild zu ergeben. Wenn jedoch ein Teil des Puzzles fehlt, kann dies Auswirkungen auf die Stabilität des Ganzen haben. Ein wichtiger Aspekt in der systemischen Familienarbeit sind die sogenannten stillen Geburten, die auch als „verlorene Seelen-Zwillinge“ bezeichnet werden. Diese Kinder, die entweder während der Schwangerschaft verstorben sind oder die Familienseele aus anderen Gründen verlassen haben, spielen immer noch eine Rolle in der Familie. Ich nenne sie „Himmelkinder®“. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir einen Einblick geben, wie die systemische Familienarbeit dabei helfen kann, diese Kinder wieder in die Familienordnung einzubinden.

Die medizinische Ebene hinter verlorenen Seelen-Zwillingen

Die Welt der Himmelkinder und verlorenen Seelen-Zwillinge hat eine große emotionale Tiefe und spirituelle Bedeutung. Doch auch aus medizinischer Sicht gibt es etwas, dass viele überrascht. Laut zwei unabhängigen Studien sind bis zu 75 % aller Schwangerschaften als Zwillingsschwangerschaften angelegt (1)(2). Es scheint jedoch, dass unsere Ultraschall-Instrumente noch nicht so präzise waren oder sind, um dies von Anfang an zu erkennen. Daher gibt es eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die eine Zellinformationen eines Zwillings in sich tragen, ohne es zu wissen. Im Rahmen der systemischen Betrachtungsweise werden diese Zwillingsinformationen als „verlorener Seelen-Zwilling“ bezeichnet.

„Systemische Familienordnung“ nach Kira Liebmann

Im Familiencoaching, wo meine Methode der „Systemischen Familienordnung“ verwendet wird, arbeiten wir mit dem Familiensystem so, wie es heutzutage gelebt wird und wie es einen Menschen prägt. Zu den prägenden Familienteilen zähle ich Himmelkinder, um die es hier in diesem Beitrag geht, als auch modere Familiensysteme wie u.a. Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien oder Bonus-Familienmitglieder.

Meine eigene Familiengeschichte

Ich selbst war immer auf dem Platz des Erstgeborenen, obwohl ich das zweite Kind war – meine Mutter hatte sich im Studium gegen das erste Kind entschieden. Das führte in meiner Kindheit zu viel Streit und Unverständnis mit meinen Geschwistern. Erst als ich mich in der systemischen Familienarbeit umfassend ausbilden ließ und wir später in der Familie dem verlorenen Kind einen Platz gaben, entspannte sich unser Verhältnis zueinander. Nun konnte wir die uns zustehende Position einnehmen, wir hatten unseren „wahren“ Platz entsprechend der Geburtenreihenfolge gefunden! Wir spürten, dass wir uns viel Streit und Leid hätten ersparen können, wenn wir das schon früher getan hätten.

Die Methode der „Systemischen Familienordnung nach Kira Liebmann“ wird an der Akademie für Familiencoaching gelehrt. Sie ist Bestandteil der Ausbildung zum zertifizierten Kinder-, Jugend- und Familiencoach. Zusätzlich kann sie von Personen, die bereits als Coach mit Familien arbeiten und über eine entsprechende Vorbildung verfügen, in einer gesonderten Ausbildung – mit Zertifikat – erlernt werden.

Externe Coaches
Interessierte schreiben eine E-Mail an buero@akademie-fuer-familiencoaching.de.

Familienanfrage
Familien, die sich für ihr Familiensystem eine „Systemische Familienordnung“ wünschen, können diese an der Akademie für Familiencoaching anfragen. Hier ist die Mailadresse familien@akademie-fuer-familiencoaching.de.

Aus der systemischen Familienarbeit: Die heilende Kraft der Anerkennung von Himmelkindern

Unter den vielen Familiencoachings, wo ich die systemische Familienarbeit durchgeführt habe, gibt es einen Fall, der mir  besonders in Erinnerung geblieben ist:

Eine Frau erzählte mir von ihrer Wut, die sie überfiel, wenn sich jemand von ihr abwendet und sie verlässt. Sie bezeichnete sich selbst als Furie. Durch eine Übung, bei der sie ihre Zeitlinie rückwärts verfolgte, kam sie zurück in den Mutterleib und erinnerte sich daran, dass es dort noch jemand anderen gab. Sie spürte die Anwesenheit eines Geschwisterchens. Doch dieses Wesen hatte sich entschieden zu gehen und sie war allein zurückgeblieben. Die Enttäuschung und Trauer hatte sie ihr ganzes Leben begleitet und sich im Laufe der Zeit in Wut verwandelt. Gemeinsam konnten wir die Wut an den richtigen Ort legen und Atemtechniken üben, um sich schnell zu beruhigen. Nach der systemischen Familienarbeit konnte sie nun sehr gut mit dieser Wut umgehen und hatte endlich Antworten auf ihre Fragen. Es war ein verlorener Himmelzwilling, den ihre Mutter niemals gekannt hatte.

Eine tiefergehende Verbindung zur Familiengeschichte durch die Anerkennung verlorener Kinder

Die Einbindung von verlorenen Zwillingen und „Himmelkindern“ in die Familienordnung kann zu einer größeren Harmonie innerhalb der Familie führen. Indem Familienmitglieder diese verlorenen Kinder anerkennen und sie in ihr System integrieren, kann es zu einer Verbundenheit innerhalb der Familie und einer tieferen Verbindung mit der Familiengeschichte kommen. Ein Familiencoaching mit Einbindung der systemischen Familienarbeit bietet die Methodik und Unterstützung, für die Lösung von familiären Konflikten und für den Aufbau eines stabilen Familiensystems, in dem jedem Familienmitglied seinen Platz hat.

Die Integration von Himmelkindern

In einem Familiencoaching in dem die „Systemischen Familienordnung“ eingesetzt wird, stellen wir das System der Familie horizontal und vertikal neu auf. Ein Bestandteil hier ist die Generationentreppe®. Es ist wichtig, Kinder über ihre Himmel-Geschwister aufzuklären, damit sie wissen, dass jemand vor ihnen da war. Kinder können überraschend gut mit diesem Konzept umgehen und haben oft viele Fragen und Gedanken darüber. Mit der systemischen Familienarbeit und im Speziellen mit der Methode der „Systemischen Familienordnung“ finden sie ihren richtigen Platz und ihre passende Aufgabe im Familiensystem – gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass sie sich durch ihre Seelen-Geschwister auch in Zukunft begleitet und beschützt fühlen. Um das Himmelkind sichtbar zu machen, gibt es verschiedene Ansätze, z. B. das Aufstellen eines Symbols (ein bemalter Stein, eine besondere Pflanze) oder man malt ein zusätzliches Herz auf ein Familienfoto. Hier findet jede Familie das Passende für sich. Durch die Einbindung von verlorenen Zwillingen oder „Himmelkindern“ kann es zu einer größeren Verbundenheit innerhalb der Familie und einer Lösung von Konflikten kommen. Es ist eine schöne Erfahrung für Mütter oder Väter, einen Namen für ihr Himmelkind zu finden. Die Namensgebung bringt die Familie näher zusammen und kreiert einen ganz besonderen Moment. In einigen Fällen kann ein verlorener Himmel Zwilling auch der Ursprung von tiefsitzender Wut und Trauer sein, dann kann das systemische Coaching helfen, diese Emotionen aufzulösen und dem Thema den richtigen Platz zuzuweisen. Wenn du bemerkst, dass Kinder viel Wut in sich tragen oder sehr ambivalent sind, könnte es auch sein, dass es Himmelkinder in deiner Familie gibt.

Schlusswort

Wir sollten nicht vergessen, dass wir alle ein Teil einer größeren Geschichte sind und jedes Familienmitglied eine wichtige Rolle spielt. Verlorene Zwillinge und „Himmelkinder“ gehören genauso zur Familiengeschichte wie alle anderen im System. Die systemische Familienarbeit kann Familien dabei helfen, ihre Geschichte zu verstehen, um eine gesündere Familiendynamik zu fördern.

Die Begriffe „Himmelkind®“  und „Generationentreppe®“ sind von der Akademie für Familiencoaching geschützt.

Quellennachweis: